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Ortstaxenerhöhung in Wien: Tourismusbranche warnt vor Wettbewerbsnachteilen
 
Ortstaxenerhöhung gefährdet Wiens internationale Wettbewerbsfähigkeit – Incoming-Agenturen kündigen gemeinsame Interventionen mit Hotellerie und Tourismuswirtschaft an
Die angekündigte Erhöhung der Wiener Ortstaxe von derzeit 3,2 Prozent auf 8,5 Prozent – ein Anstieg um rund 166 Prozent – stößt bei den Incoming-Agenturen auf Kritik. Gemeinsam mit Hotels und weiteren Partnern aus der Tourismuswirtschaft bereiten die Agenturen Interventionen gegenüber Politik und Verwaltung vor, um die geplante Maßnahme in dieser Form zu verhindern.
Massive Mehrkosten für Gruppen- und Kongressgeschäft
Besonders stark betroffen ist das internationale Kongress- und Gruppensegment. Denn in Wien wird die Ortstaxe nicht als fixer Betrag pro Nacht, sondern prozentuell vom Netto-Zimmerpreis berechnet. Steigen die Raten in Messezeiten oder durch Inflation, klettert auch die Steuer automatisch nach oben.
Ein Beispiel verdeutlicht die Tragweite: Bei einem Zimmerpreis von 150 Euro netto erhöht sich die Ortstaxe von bisher 4,80 Euro auf künftig 12,75 Euro pro Nacht. Für eine Reisegruppe mit 50 Zimmern und zwei Übernachtungen ergibt das eine Zusatzbelastung von fast 800 Euro – allein durch die Steuer. Für Kongresse mit hunderten Teilnehmern vervielfachen sich diese Beträge und können den Ausschlag geben, ob eine Veranstaltung in Wien oder in einer konkurrierenden Destination stattfindet.
Planungsunsicherheit durch widersprüchliche Kommunikation
Neben der Höhe sorgt auch die unklare Einführung für erheblichen Schaden. Während manche Aussendungen von einem Start am 1. Dezember 2025 sprechen, ist in anderen Quellen vom Jahr 2026 die Rede. Diese widersprüchliche Kommunikation fällt genau in den Zeitraum, in dem internationale Reiseveranstalter und Kongressorganisatoren ihre Programme für die nächsten Jahre finalisieren. Incoming-Agenturen, die langfristige Verträge mit Partnern im Ausland abschließen, sehen dadurch ihre Kalkulationssicherheit gefährdet.
Wien verliert im europäischen Wettbewerb
Die Stadt rechtfertigt die Maßnahme mit einem „europäischen Mittelfeld“. Doch im Unterschied zu vielen anderen Städten wird in Wien prozentuell berechnet – und das auf den Netto-Preis ohne Frühstück. In Kombination mit den im internationalen Vergleich ohnehin hohen Raten Wiens liegt die Belastung für Gäste und Veranstalter deutlich über dem Durchschnitt. Städte mit fixen Beträgen pro Nacht bleiben gerade in Hochpreiszeiten klar im Vorteil.
Forderungen der Branche
Die Incoming-Agenturen fordern dringende Änderungen der Bestimmungen:
- Verschiebung des Starts: Anstelle 01.12.2025 zumindest bis Jänner 2026, um hier nicht alle bereits fixierten Buchungen für die Advent- und Weihnachtszeit sowie auch Silvester mit dieser extrem kurzfristigen Erhöhung zu belasten. Diese kurze Vorlaufzeit ist ein wahrer Affront gegenüber allen touristischen Partnern im Ausland.
- Stufenmodell anstelle Sprung: Moderate Anpassungen über mehrere Jahre verteilt.
- Bestandsschutz für bereits fixierte Verträge und internationale Kongresse und Verträge für Tourserien ausländischer Reiseveranstalter bis Ende 2026.
- Obergrenze pro Nacht/Zimmer im Kongress- und Gruppensegment.
- Transparente Zweckbindung eines Großteils der Zusatzeinnahmen, etwa für touristische Infrastruktur, allgemeine Werbemaßnahmen für Wien und internationale Kongressakquise; das wären auch Argumente die bei den Kunden vertretbar sind.
Gemeinsames Vorgehen mit Hotels und Tourismusbetrieben
Um die Interessen des Standorts zu wahren, werden Incoming-Agenturen, Hotels und andere Partner der Tourismuswirtschaft in den kommenden Wochen das Gespräch mit der Stadt Wien suchen. Geplant sind koordinierte Interventionen und gemeinsame Stellungnahmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Ziel ist eine Lösung, die die Budgetziele der Stadt mit den Bedürfnissen von Wirtschaft und Gästen in Einklang bringt. Auch die WKW vertritt die Meinung, dass diese Erhöhung der Ortstaxe prinzipiell nicht notwendig ist. Zitat WKW-Präsident Walter Ruck: „Die Funktion einer Gebühr ist es, die anfallenden Kosten zu decken, und nicht die Budgetlücken.“
Appell an die Stadtpolitik
„Wir verstehen die Notwendigkeit, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Aber die jetzt geplante Maßnahme geht zu Lasten jener Branchen, die maßgeblich zur internationalen Strahlkraft und Wertschöpfung Wiens beitragen. Wir brauchen ein Modell, das fair, planbar und wettbewerbsfähig bleibt“, so Bernhart.